„Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf… Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Joh 2, 13.19
„Trotz seines Elends will ich diese schöne Seele nahe bei mir sehen, denn für mich habe ich sie geschaffen. Ich habe sie so groß erschaffen, dass nur ich allein sie erfüllen kann. Ich habe sie so rein erschaffen, dass nur mein Leib ihr als Nahrung dienen kann.“ ° Pfr. von Ars
Heftig ist der Auftritt des Herrn bei Seinem ersten Paschafest nach Beginn Seines öffentlichen Lehrens, so ganz im Gegensatz zu Seinem Wirken bei der Hochzeit in Kana im vorangehenden Bericht. In Kana war Sein Auftreten sanft und wahrscheinlich von vielen Gästen nicht einmal bemerkt. Das Ziel des Herrn ist jedoch das gleiche. Er möchte die Menschen auf Seinem Erlösungsweg mitnehmen. Die Teilnahme an der himmlischen Hochzeit, zu der Er die Menschen führen möchte, ist nur erreichbar über die Erfahrung gewaltiger Erschütterungen.
Die Erkenntnis der Entfernung von Gott durch den Sündenfall lässt das Herz des Menschen bis in die tiefsten Tiefen des Herzens erzittern.
Und genau das sollen die Juden im Tempel von Jerusalem erfahren. Der Tempel ist heilig und wurde durch die Sünden entweiht. Der neue Tempel ist Jesus Christus selbst, der ihn nach drei Tagen wieder aufrichten wird, wenn die Menschen Ihn niedergerissen haben. Dieser Anspruch ist unerhört, weil er nur Gott zukommt. Auch Seine Jünger haben diesen Satz erst nach Seiner Auferstehung von den Toten verstanden und geglaubt.
Der Herr geht von Anfang an aufs Ganze, ohne Rücksicht auf die Abwehrreaktionen und Aggressionen der Zuhörer. Er muss sie damals und uns heute erschüttern, wenn wir uns in Sicherheit wiegen, dass wir auf unserem Weg zum Herrn gelangen werden.
„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt!? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis sei ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib! (1. Kor 6, 19)“ So lehrt der Apostel Paulus.
Die Tempelreinigung galt also nicht nur den damaligen Juden, sondern auch uns heute. Fragen wie immer wieder neu, ob wir wirklich in der Nachfolge Jesu Christi sind? Oder haben wir uns längst gut eingerichtet bei dem Gedanken, dass unser Weg richtig ist.
Schauen wir auf den Pfarrer von Ars! Er hat in einer unnachahmlichen Weise die Nachfolge des Herrn gelebt und sich trotzdem immer als den größten Sünder verstanden, weil sein Sinn für die Heiligkeit Gottes und seine eigene Gebrochenheit immer mehr geschärft wurde. Niemals aber hat er sich davon entmutigen lassen, selbst wenn er der Versuchung zur Verzweiflung sehr häufig ausgesetzt war.
Seinen Blick richtete er dann auf den Herrn, dessen Sehnsucht nach den Menschen in einer für uns unfassbaren Weise unendlich groß ist. Gott wusste, wie sehr sich der Mensch von Ihm immer wieder entfernt und hat doch nie aufgehört, sich nach ihm zu sehnen, ihn zu lieben, ihm Sein Heil anzubieten. Als Kraft und Stärke auf diesem Weg hat Er sich selbst geschenkt in der heiligen Eucharistie. Wir werden eine Ewigkeit brauchen, um die Liebe Gottes immer mehr zu erfassen.
Dieser heutige Weihetag der Lateranbasilika ist nicht nur der Dank für unsere Kirche, sondern auch der Dank für Gottes Heilswirken für jeden von uns. Setzen wir uns mit dem Pfarrer von Ars der Liebe Gottes aus und lassen uns ganz von dieser Liebe erfüllen, verbunden mit der innigen Bitte, dass auch durch uns Gottes Liebe zu den Menschen fließen möge.
2.10.2025 ih
°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.289
