5. Fastensonntag 29.03.2020 Lesejahr A

„Als Jesus sah, wie sie (Maria) weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.“ Joh11,35f

„Er vergoss Tränen, als beweinte er seine eigenen Sünden.“ °

Jesus weint, der menschgewordene Sohn Gottes weint… mit innerster Erregtheit und Erschütterung….

Er weiß doch, was er tun wird, dass Er Lazarus von den Toten auferwecken wird, um die Menschen zum Glauben an Seine Auferstehung hinzuführen. Und doch weint Jesus…

Der Vater hört Sein Gebet und Jesus weiß, dass Er immer erhört wird. Aber Tote zum Leben zu erwecken, ist offensichtlich leichter als Menschen zum Glauben zu führen. Die Natur muss dem Herrn gehorchen. Der Glaube aber setzt den freien Willen des Menschen voraus, den der Herr niemals antastet. Dem Unglauben also befiehlt er nicht zu weichen

 Mit innerster Erregung sieht Er den Unglauben zunächst der Hohepriester und der Pharisäer, dann auch der Vielen durch die Jahrhunderte und dann auch meinen Unglauben … und der Herr weint.

Er steht vor mir und schaut mich an mit Tränen in den Augen… voller Sehnsucht auf das Ja des Glaubens.

An dieser inneren Erschütterung hat der Pfarrer von Ars täglich in seinem Beichtstuhl teilgenommen. Er sah die Herzensverhärtung so Vieler und konnte gar nicht anders als mit dem Herrn zu weinen um das Heil der Seelen.

Ja, der Herr weint auch mit uns jede Träne in irdischer Not. Mit Seinem Herzen voll göttlicher Liebe kann er gar nicht anders als mit uns zu leiden und zu weinen.  Jede irdische Not und auch der Tod sind Folge der Sünde, der Verschlossenheit des Menschen gegenüber Gott.

Auch wenn uns nicht die Gabe der Tränen geschenkt ist, lassen wir uns einfach vom Herrn anschauen und uns durch seine Tränen immer wieder neu reinigen, um empfänglicher für Seine Liebe, Seine Gnade, Seine Nähe zu werden, gerade auch in dieser Zeit der Sorgen durch alle restriktiven Maßnahmen wegen der Corona-Virus-Pandemie. Dann kann Bedrängnis zum Heil Vieler helfen.

16.03.2020 ih

 

°Aus: „Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars“ 1959, S.169