30. Sonntag im Jahreskreis 25.10.2020 Lesejahr A

30. Sonntag im Jahreskreis 25.10.2020 Lesejahr A

„Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Mt 22,37ff

„Ich liebe dich, o mein göttlicher Erlöser, weil du für mich gekreuzigt worden bist; ich liebe dich, o mein Gott, weil du mich hinieden kreuzigst für dich …

Einen Gott-Menschen lieben, der für uns gekreuzigt worden ist: Liebe der Dankbarkeit! Einen Gott lieben, der uns kreuzigt: großmütige Liebe! Einen Gott lieben, der um unseres Heiles willen Mensch geworden und für uns gekreuzigt worden ist: eigennützige Liebe!“ °Pfr. von Ars

 

Über die Gottes- und Nächstenliebe, das Kennzeichen christlichen Lebens überhaupt, wurde schon so vieles gesagt, dass es fast überflüssig erscheint, die vielen Worte darüber nochmals zu wiederholen.

Der Pfarrer von Ars zeigt uns, dass man Gottes Wort niemals ausschöpfen kann, niemals in die ganze Tiefe eindringen kann.

Die oben stehenden Worte des Pfarrers von Ars sind dem sogenannten Akt der Liebe entnommen, ein Gebet, dass man in vielfältiger Weise in Ars auf Gebetszetteln und auch im „Gebetbuch Johannes Maria Vianney“ finden kann – allerdings unter Auslassung des oben zitierten Textes. Wir können uns leicht vorstellen, warum man diesen Text uns nicht zumutet. Er könnte allzu sehr abschreckend wirken. Ist er das denn wirklich?

Ist es denn möglich, Gott zu lieben, weil Er uns kreuzigt, und zwar für Ihn selbst: „für dich“, heißt es im Gebet?

Gab es in unserem Leben nicht auch schon Situationen, in denen wir uns von einem Menschen, vielleicht auch gerade von einem sehr Nahestehenden, verletzt, zerbrochen gefühlt haben? Und was dann? Wie gehen wir damit um? Wir werden vielleicht beten und beten und doch von negativen Gefühlen und Gedanken nicht frei werden. In diesen Situationen spüren wir unsere ganze Ohnmacht, Schwäche  Armut. Aber genau dann will der Herr uns in sein Herz ziehen, Er, der die Armen gepriesen hat, weil ihnen das Reich Gottes gehört (Lk 6,20).

Wir aber haben Angst, in den Abgrund unserer Armseligkeit zu schauen und uns bedingungslos der Liebe des Herrn anzuvertrauen. Das Ja zu unserer Ohnmacht in aussichtslosen Situationen ist Teilnahme am Gekreuzigt-sein Jesu Christi, ist der Weg, mit Ihm in die Auferstehung hineingenommen zu werden.  

Der heilige Pfarrer von Ars möge uns helfen, vor diesem Weg nicht zurückzuschrecken, sondern allein in der Gnade des Herrn zu wagen, ihn zu gehen.
5.10.2020 ih