12. Sonntag im Jahreskreis 21.06.2020 Lesejahr A

„Fürchtet euch nicht von denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher von dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!“ Mt 10, 28

„Wenn ein Verdammter ein einziges Mal sagen könnte: „Mein Gott, ich liebe dich“, gäbe es für ihn keine Hölle mehr. Aber, ach! Diese arme Seele hat die Fähigkeit zu lieben verloren, die sie empfangen hatte und die sie aber nicht einzusetzen wusste. Ihr Herz ist ausgetrocknet wie eine ausgepresste Traube. Kein Glück mehr in dieser Seele, kein Frieden mehr, weil sie keine Liebe hat.“ °Pfr. Von Ars

Hölle, offensichtlich das Unwort in der Verkündigung der letzten Jahre. Wer wagt schon darüber zu sprechen? Aber Jesus selbst hat darüber gesprochen, wenn auch nicht so oft wie über den Himmel, und sehr häufig auch der Pfarrer von Ars.

Die Worte Jesu zeichnen nicht das Bild eines Gottes, vor dem wir Angst haben müssten. Gleich nach seiner Warnung vor der Hölle zeigt Er uns die große Liebe des Vaters, ohne dessen Willen kein Spatz zur Erde fällt, obwohl sie fast nichts kosten und dem auch die Zahl der Haare auf unserem Kopf bekannt ist, obwohl das doch nicht wesentlich ist. „Fürchtet  euch also nicht“, ist Seine Einladung, die scheinbar  ein Widerspruch zu seinen Worten anfangs ist.

Der Pfarrer von Ars, der in seinen ersten Jahren entsprechend dem Jansenismus seiner Zeit viel und auch angsterregend über die Hölle gepredigt hat, lernte im Laufe seines priesterlichen Dienstes, dass das Wesentliche die Liebe Gottes ist.

Hölle ist, nicht mehr lieben zu können, nicht mehr zur Einheit zu finden und darin verhärtet zu sein. Aber ohne Liebe hält kein Geschöpf Gott, der Liebe ist, aus. Das ist die Hölle, die schon hier anfängt, mit jeder Lieblosigkeit, erst recht mit Hass und Feindschaft, so wie der Himmel auch schon hier anfängt mit jedem Liebesakt Gott und dem Nächsten gegenüber. Die Entscheidung für den Himmel müssen wir jeden Tag neu treffen in der Zuwendung zu Gott und zum Nächsten. Unsere Entscheidung reicht bis in die Ewigkeit hinein. Darum ist die Warnung des Herrn eine große Hilfe, um immer wieder sich neu ausrichten zu lassen auf Gott, der die Liebe ist. Die Worte Jesu sind in sich kein Widerspruch, sondern entspringen seiner Liebe für jeden einzelnen von uns, so wie auch der Pfarrer von Ars jeden Tag neu die ihm Anvertrauten zur Liebe Gottes führen wollte.

Wenn unser Herz sich verbittert wegen widriger Umstände, dann lassen wir uns einladen, neu zur Liebe zurückzukehren, auch wenn wir  scheinbar nichts davon haben. Wir sind dann ganz nah beim Herrn. Das genügt.
8.06.2020 ih

 

°Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, 4.August 1864, Reprint  2007 S.26, übersetzt ih