„Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“ Mt 1,21
„Der Christ, geschaffen nach dem Ebenbilde Gottes, erlöst durch das Blut eines Gottes! Der Christ, Kind eines Gottes, Bruder eines Gottes, Erbe eines Gottes; der Christ, Gegenstand des Wohlgefallens der Drei Göttlichen Personen! Der Christ, dessen Leib Tempel des Heiligen Geistes ist: das alles entehrt die Sünde.“ °Pfr. von Ars
Die Botschaft des Engels an Josef im Traum ist konzentriert. Das Kind, das Maria erwartet, ist vom Heiligen Geist. Er soll ihrem Sohn den Namen Jesus geben, also den gleichen Namen, den der Erzengel Gabriel auch Maria verkündet hat. Jesus wird Sein Volk von seinen Sünden erlösen. Jesus bedeutet „Gott rettet“. Diese Rettung bezieht sich zuallererst auf die Erlösung von den Sünden. Das Wort Sünde wird heute im kirchlichen Bereich weitgehend vermieden. Stattdessen wird von den Bruchstücken des Lebens, Fehlern und Schwächen gesprochen. Alles was im kirchlichen Kontext ausgeschlossen wird, taucht in anderen Bereichen wieder auf. So gibt es Umweltsünden, Diätsünden, Verkehrssünden und dergleichen.
Kardinal Josef Ratzinger hat kurz vor seiner Wahl zum Papst bei der Kreuzwegmeditation der achten Station im Kolosseum 2005 bereits darauf hingewiesen, dass vor der Gestalt des leidenden Herrn die Banalisierung des Bösen endet. Wir können nicht bei dem Gedanken stehen bleiben, dass Gott doch unsere Schwachheit nicht so tragisch nehmen kann; wir sind ja nur Menschen.°²
Wenn Gott Liebe ist (1Joh 4,8), dann ist jede Entfernung von der Liebe Sünde.
Wie sehr hat Josef um sein Verhalten gegenüber seiner liebenswürdigen, reinen Braut Maria gerungen, als er bemerkte, dass sie ein Kind erwartete. Er blieb in der Liebe, da er sich in aller Stille von ihr trennen wollte, um sie vor der Steinigung zu bewahren.
Die Botschaft des Engels im Traum anzunehmen, war wahrhaftig ein außergewöhnlicher Glaubensakt. Noch nie ist ein Kind ohne Zutun eines Vaters gezeugt worden. Und das sollte er glauben? Und er glaubte! Dieser Glaubensakt entspricht dem Fiat Mariens bei der Verkündigung.
Kein Wort des Heiligen Josef ist uns überliefert. Umso mehr spricht zu uns sein Gehorsam den Plänen Gottes gegenüber. In seiner innigen Verbindung zu Gott konnte er in dieser schwierigsten Situation, die ihm zugemutet wurde, dem Willen des Vaters entsprechen. Gott nimmt also Menschen in Seinen Dienst der Erlösung.
Der Pfarrer von Ars hat jahrzehntelang versucht, den Menschen aufzuzeigen, wie schrecklich Sünde ist und sie mit der Gnade Gottes herauszuziehen. Der Mensch ist Kind eines Gottes, Bruder eines Gottes, Erbe eines Gottes, Wohlgefallen der Drei Göttlichen Personen, Tempel des Heiligen Geistes. Und all das entehrt die Sünde. In seinen Predigten führt er aus, dass Sünde Ursache aller Übel ist, wie Frost, Hagel und alle anderen Plagen. Die Sünde macht unglücklich. Ein Mensch im Frieden Gottes ist ganz zufrieden, ganz glücklich°³.
Die Sünde als Ursache von Umweltkatastrophen hat schon die hl. Hildegard erkannt. Ununterbrochen wird versucht, die Symptome zu bessern, ohne an die Ursachen heranzugehen. Die Umkehr von der Sünde ist der Weg für die Heilung von Mensch und Schöpfung.
Wie oft hat Vianney nach einer gründlichen Beichte die Freude der Menschen, die jahrzehntelang den Kontakt zu Gott abgebrochen hatten, erfahren. „Mein Vater, mein Vater, wie bin ich glücklich! Ich möchte nicht für tausend Francs auf die Beichte verzichten. Bis jetzt war hier eine Leere – er zeigte auf sein Herz – Sie haben diese Leere erfüllt; ich fühle sie nicht mehr; es fehlt nichts; alles ist voll.“ °4
Lassen wir uns vom hl. Josef und vom Heiligen Pfarrer führen, täglich neu den Weg der Umkehr zu gehen, damit Freude und Frieden an Weihnachten und darüber hinaus in uns und der Welt wachsen kann.
12.11.2025 ih
°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet,1959, S.171
°²Joseph Kardinal Ratzinger, Der Kreuzweg unseres Herrn, 2005, S.43
°³Mgr.René Fourrey, Ce que prêchait le Curé d’Ars, 2009, S.248.
°4 Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S.120
