28.Sonntag im Jahreskreis 12.10.2025 Lesejahr C

 

„Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Lk 17,17ff

„Welche Undankbarkeit würde es doch sein, sich gegen einen Gott geizig zu zeigen, der sich so freigebig zeigt! Hat er nicht all sein Blut am Kreuz für uns vergossen? Gibt er sich uns nicht zur Gänze in der heiligen Eucharistie?“ °Pfr. von Ars

 

Bei aller Freude über die Dankbarkeit des Samariters können wir den Schmerz Jesu über die Undankbarkeit der neun geheilten Aussätzigen gerade zu spüren. Welche Enttäuschung! Körperlich sind sie rein geworden. Aber in ihrem Herzen haben sie nicht verstanden, dass Gott ihnen neu die Teilnahme am sozialen Leben und so auch am gemeinsamen Gottesdienst durch die Heilung vom Aussatz geschenkt hat. Sie erfahren eine Neugeburt für den Himmel und sehen nur das Irdische. Noch erschütternder ist, dass die große Mehrzahl so reagiert, neun gegenüber einem, der dankt.
Beim Pfarrer von Ars finden wir kaum Aussagen über die Dankbarkeit. Berichtet wird nur, dass er jeglichen Dank ihm gegenüber vehement abgelehnt hat. Die Danksagungen für die vielen Heilungen, die auf die Fürsprache der heiligen Philomena durch sein Gebet geschehen sind, waren für ihn geradezu eine Qual. So bat er mit Erfolg die heilige Philomena um die Umkehr der Seelen in Ars, um Heilung des Leibes aber weit weg daheim. So wollte er seine Demut schützen°².
Catherine Lassagne, seine engste Mitarbeiterin, berichtet, dass er ein einziges Mal seine Zufriedenheit ihr gegenüber geäußert hat, als sie ihm gegen seinen heftigen Widerstand eine Tasse warme Milch am Morgen aufgezwungen hatte. Abends sagte er ihr, dass er ohne diese Tasse Milch nicht den Tag durchgestanden hätte°³.
Der Pfarrer von Ars bezeugte so, dass alle Dankbarkeit nur dem Herrn gebührt, der für uns zur Eucharistie, zur Danksagung dem Vater gegenüber geworden ist. Beim letzten Abendmahl sprach Er das Dankgebet, als Er den Kelch und das Brot nahm, segnete und Seinen Jüngern reichte. So schenkte Er sich selbst, Seinen Leib und Sein Blut Lk 22,17ff).
Dank ist keinesfalls nur ein Wort der Aufmerksamkeit, sondern eine Hingabe an den Herrn, der sich für uns hingegeben hat. Welche Gaben auch immer wir durch unsere Nächsten erhalten, sind letztlich eine Gabe Gottes, der uns in Seinen Fluss der Dankbarkeit zwischen Vater und Sohn nicht nur in der Eucharistie, sondern in unserem ganzen Leben mit hineinnehmen will. Wahre Dankbarkeit ist also eine Teilnahme am Leben des Dreifaltigen Gottes.
Der Fremde, ein Samariter hat dies begriffen, Gott mit lauter Stimme gelobt, sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht geworfen und ihm gedankt.
Bitten wir mit dem Pfarrer von Ars um diese Dankbarkeit, damit unsere Hingabe an den Herrn immer vollkommener wird.
3.09.2025 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.62
°² Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S. 155
°³ Catherine Lassagne, Le Curé d’Ars Au Quotidien,2003, S.33f