Christkönigsonntag 23.11.2025 Lesejahr C

 „Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden.“ Lk 23,38

„Wir sind ein Teil von Ihm selbst.“° Pfr. von Ars


Die Inschrift am Kreuz war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst (Joh 19,20), offiziell der Grund der Kreuzigung, aber noch mehr eine Verspottung Jesu in den damaligen Weltsprachen, in Wahrheit jedoch eine Proklamation des Königtums Jesu für die ganze Welt. Eine Herausforderung war dies zu allen Zeiten, in Christus, dem Gekreuzigten, den König des Himmels und der Erde zu erkennen.
Gott hat den Menschen als Sein Bild erschaffen. Ein Blick auf Jesus am Kreuz zeigt die schrecklichen Folgen der Sünde, die Verunstaltung des Menschen, das unermessliche Leiden bis in den Tod, das gefallene Bild Adams, wie sich die Ostkirche ausdrückt. Aber Gottes Liebe hört nie auf und ist stärker als Sünde, Tod und Hölle. Der Mensch als Geschöpf kann nicht die kleinste Sünde wiedergutmachen. So übernimmt Gott selbst in der Menschwerdung Seines Sohnes durch Tod und Auferstehung die Wiederherstellung der Schönheit und Reinheit, die der Mensch am Anfang hatte. Jubelnd preist die Kirche der Osternacht im Exultet die unfassbare Liebe des Vaters: „Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlösers hast du gefunden!“
Ein Jubel sogar über die Sünde Adams! Menschlich unfassbar! Christus hat uns zu einem Königreich und zu Priestern gemacht. „Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer, alles, was darin ist, hörte ich sprechen: Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit (Off 5,10; 13).
Jesus hat durch Sein Wort und Seine Hingabe am Kreuz allen Menschen diesen Weg zur ewigen Herrlichkeit in nie endender Freude bereitet. Er wartet sehnsüchtig darauf, dass wir Seine Einladung zu diesem Weg annehmen.
Der Pfarrer von Ars weiß, dass wir ein Teil von Ihm selbst sind, mit Beginn in der Taufe und geistlichem Wachstum durch die Sakramente. Jesus selbst geht in uns diesen Weg mit, lässt uns aber immer volle Freiheit, jeden Tag neu bei Ihm zu bleiben, um immer mehr in Sein göttliches Sein einzutauchen.
Auch wenn uns der Herr alles schenkt, ist das ohne unsere Mühe nicht möglich.
In den letzten Jahren seines Wirkens wurde der Pfarrer von Ars durch die große Menge der Pilger körperlich geradezu fast erdrückt. Von allen Seiten drängten sich die Menschen an ihn, um Rat und Trost zu holen, besonders aber um Versöhnung und Frieden in der heiligen Beichte zu finden. Trotz allem blieb er in vollkommener Ruhe und Geduld, was viele in Erstaunen versetzte. „Nicht ohne Mühe bin ich so weit gekommen“ (°²), war im Gedränge seine sanfte Antwort auf die Frage, wie das möglich sei.
Vianney hatte eher einen nervösen, heftigen Charakter, sodass es wirklich ein schwerer Weg für ihn war, in diesen Extrembelastungen geduldig zu bleiben. Der Herr lebte in ihm und so konnte er an der Geduld des Herrn teilnehmen. Für uns bedeutet das, mit dem Pfarrer von Ars ständig den Weg mit dem Herrn zu intensivieren und von Ihm alles zu erwarten, besonders auch, wenn wir in unserer Schwachheit versagen. So können unsere Fehler auch uns zur Gnade werden. Der Herr, der sich bis zum Tod am Kreuz erniedrigt hat, erniedrigt sich auch heute ununterbrochen, um in unsere Tiefen, Sünden und Fehler hineinzusteigen und uns herauszuholen in Sein göttliches Licht und Leben im Vater.
Welche Freude und welcher Dank kann uns am heutigen Tag des Christkönigssonntags erfüllen! Wir werden eine Ewigkeit für diesen Dank brauchen, in den der Heilige Pfarrer einstimmen wird.
15.10.2025 ih

 

°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.58
°² Bernard Nodet, Le Curé d’Ars par ceux qui l’ont connu, 1994, S.167