Allerseelen 2.11.2025 - 31. Sonntag im Jahreskreis

„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Joh 14,5f

„Der liebe Gott vereinigt in sich alle Vollkommenheiten: Er ist gut, unendlich gut, groß, unermesslich groß, ewig; er ist tätig und doch immer in Ruhe, unveränderlich und ändert doch alles; unbeweglich und verleiht allem Bewegung; unbegreiflich und alles begreifend. Gibt es Vollkommeneres?“° Pfr. von Ars

 

So sind wir Menschen. Der Herr spricht vom Weg zum Haus des Vaters und Thomas fragt nach diesem Weg wie nach einer irdischen Strecke, die zurückgelegt werden muss. Leider berichtet das heutige Evangelium uns nichts mehr nichts mehr über die Enttäuschung Jesu, dass Seine Jünger, die schon so lange bei Ihm sind, Ihn nicht erkannt haben: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? “ (Joh 14,9f). Jesus steht am Ende Seines irdischen Lebens allein, unverstanden von den Seinen. Welch ein Schmerz!
Bereiten wir Ihm nicht auch heute diesen Schmerz, wenn immer wieder versucht wird, mit ausgeklügelten Projekten, Ideen die Kirche zu erneuern? Das hat Er doch nicht gelehrt.
Er kam in der Menschwerdung vom Himmel herab, um unter uns zu sein und hat gleichzeitig niemals Seinen Vater verlassen. Seine unermessliche Größe hat Er in der Verachtung und Qual am Kreuz gezeigt. Festgehalten durch Nägel an Händen und Füßen, unbeweglich, hat Er der Welt die größte Bewegung gebracht, den Weg zurück ins Paradies, zum Vater im Himmel - nicht durch das Zurücklegen eines irdischen Weges, sondern in der Annahme der Schuld der ganzen Menschheit bis in die Tiefe der Erfahrung der Gottverlassenheit. Sein Weg führt in das Herz des Vaters, wenn wir uns so wie Jesus vom Heiligen Geist führen lassen. Dieser Weg bewirkt die Umwandlung des gesamten Menschen, aus der Gefallenheit und Nacht der Sünde in das Licht und Leben des Vaters. Der Weg, die Wahrheit und das Leben ist eine Person: der Herr Jesus Christus.
Auch wenn der Herr über die Schwerfälligkeit Seiner Apostel bitter enttäuscht ist, geht Er Seinen Weg weiter, bietet immer wieder neu Sich selbst als das Heil für jeden Menschen an, damals und heute. In großer Geduld und Sehnsucht wartet Er, dass wir Seine Einladung annehmen.
Der Pfarrer von Ars hat diese Einladung täglich neu gelebt und wurde so für die Menschen durchsichtig für Jesus Christus. Seine Mitarbeiterin Catharine Lassagne berichtet, dass die Personen, die dem Pfarrer von Ars besonders nahe waren, fast nichts von seinen übernatürlichen Gaben bemerkten. Vianney hielt diese Gnaden ganz geheim. Meistens wussten sie nichts davon, es sei denn andere erzählten es ihnen und besonders die, die Gnaden und Wunder erfahren hatten.°²
Der Herr wirkt verborgen, aber mächtig.
Denken wir heute an unserer lieben Verstorbenen, an all ihr Ringen, das Gott allein kennt. Beten wir für sie, dass der Herr vollendet, was ihnen im irdischen Leben nicht gelungen ist und bitten wir sie und den Pfarrer von Ars, immer mehr den Weg der Einheit mit Gott gehen zu können und uns verwandeln zu lassen in einen neuen Adam, neue Eva, die Im Herrn und durch Ihn allein leben.
25.09.2025 ich

Aus: °Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959,S. 55
°² Bernard Nodet, Le Curé d’Ars par ceux qui l’ont connue, 1994, S.149