30. Sonntag im Jahreskreis 26.10.2025 Lesejahr C

 

„Gott sei mir Sünder gnädig!“ Lk 18,13

„Wir streuen in alles Hochmut hinein wie Salz.“ ° Pfr von Ars

 

Das Wort Pharisäer ist dermaßen negativ besetzt, dass niemand ein Pharisäer sein möchte. So stellen wir uns lieber neben den Zöllner.
Papst Franziskus hat die Christen vor Doppelmoral und Scheinheiligkeit in seinem Angelusgebet am 1.9.2024 gewarnt: „Man kann zum Beispiel nicht aus der Heiligen Messe kommen und schon auf dem Kirchplatz anhalten, um schlecht und bar jeder Barmherzigkeit über alles und jeden zu lästern.“ Die Sünde des Geschwätzes hat er immer wieder angegriffen.
Die gleiche Kritik äußert auch der Pfarrer von Ars in seinen Predigten:
„Wenn man Gutes über jemanden spricht, ärgert sie das. Sie sagen: ‚Er ist genau wie die anderen. Er hat auch seine Fehler. Das und das hat er getan, das und das hat er gesagt. Sie kennen ihn wohl nicht? Ja, sie haben eben nie mit ihm zu tun gehabt.‘ Viele verleumden aus Hochmut, weil sie glauben, selber im Ansehen zu steigen, wenn sie den anderen heruntermachen. Sie stellen ihre angeblichen Vorzüge heraus. Alles, was sie tun und sagen, ist gut, alles was die anderen tun und sagen, ist schlecht.“ °²
Warum wird denn so viel Negatives über den Nächsten gesprochen? Sind wir selbst denn nie dabei beteiligt und sei es wenigstens in Gedanken? Wie oft vergleichen wir uns mit dem Nächsten und finden, dass wir so vieles besser machen als der andere.
Es ist schon sehr fragwürdig, wenn wir der Überzeugung sind, auf keinen Fall ein Pharisäer zu sein.
Wir möchten aber doch auch gerechtfertigt aus der Kirche nach Hause gehen. Da ist es viel leichter sich schnell ohne Selbsterkenntnis neben den Zöllner zu stellen. Immerhin haben wir doch auch im Confiteor bekannt, dass wir gesündigt haben. Der innere Friede wird auf diese Weise aber nicht in unser Herz einziehen.
Christus will in Seinem Gleichnis doch nicht die Pharisäer herabsetzen und sie ablehnen. Er ist gekommen, um alle zu retten, auch die Pharisäer. Aber den Weg über eine innere Wahrhaftigkeit und Reinheit kann er niemanden ersparen und deutet so auf das, was Seinem Herzen nicht entspricht. Auch wer der größte Pharisäer ist, kann in wahrer Reue sprechen: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Wagen wir es mit der Gnade des Herrn, auf uns selbst zu schauen! Dann werden wir erkennen, wie oft eben doch der Hochmut uns geleitet hat wie Salz in den Speisen, wie es der Pfarrer von Ars ausdrückt.
Vianney hat in fast unnachahmlicher Weise die Demut gelebt und war so besonders empfindsam für jeden Hauch von Hochmut, nicht nur bei den anderen, sondern auch bei sich selbst. Von Gott haben wir alles und ohne Ihn könnten wir keinen Augenblick leben. Auch alle unsere Leistungen sind ohne Gott nicht möglich. Wir dürfen Gottes Gnade an uns dankbar wahrnehmen wie Maria, die im Magnificat gesungen hat: „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut… Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.“
Dann werden wir uns nicht selber erheben und loben, sondern den Herrn, der in uns wirkt.
Die erste Bekehrung Vianneys war eine jansenistische, sehr stolze Frau von Fareins. An einem Muttergottesfeiertag 1818 kam sie nach Ars, aus welchem Grund auch immer, und ging zum Heiligen Pfarrer zur Beichte, die sehr lange dauerte. Ihre Bekehrung war gründlich. Sie ließ sich in Ars nieder und führte ein musterhaftes und erbauliches Leben. Sie hörte nicht auf, ihren früheren Irrtum zu beweinen und Gott zu danken, dass er ihr die Augen geöffnet hat. °³
Auf die Fürsprache des Heiligen Pfarrers wird der Herr auch uns den Hochmut in uns zeigen, unser demütiges Gebet um Erbarmen erhören und uns die Gnade der Demut schenken.
17.09.2025 ih

Aus: °Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars. Hrsg Bernard Nodet, 1959, S.181
°²der heilige Pfarrer von Ars, Predigten, Briefe, Leben, 1959, S.38f
°³ Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, 1863, 2. Bd. S.114f