1.Adventssonntag 30.11.2025 Lesejahr A

 „Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen;… Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Mt 24,30; 34

„Wir gehen der Ewigkeit zu wie der Wind…Alles geht rasch, alles ist in rasender Eile.“ ° Pfr. von Ars

 

Warten! Wie sehr haben die ersten Christen auf die Wiederkunft des Herrn gewartet, waren sie doch überzeugt, dass der Herr schnell wiederkommen wird. Hat Er nicht versprochen, dass diese Generation nicht vergehen wird, bis das alles geschieht? Bis heute ist der Herr in Herrlichkeit nicht wiedergekommen. Dann wird es wohl auch nicht in unserer Zeit geschehen. So warten wir auch nicht wirklich auf den Herrn, sondern sehen Seine Ankunft in ferner Zeit.
Jesu Worte scheinen einfach und verständlich, und sind doch nicht auslotbar. Wir verstehen den Herrn nach menschlicher Weise, aber nicht aus Seiner Sicht, die in die Ewigkeit reicht.
„Dies eine aber, Geliebte, soll euch nicht verborgen bleiben, dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind (2 Petr 3,8).“ So erläutert Petrus den Gläubigen die Verzögerung der Wiederkunft des Herrn. Gott ist geduldig, damit möglichst alle gerettet werden und niemand zugrunde geht. Aber diese Geduld Gottes verführt uns allzu leicht dazu, Seine Wiederkunft in weiter Ferne zu sehen, sodass sie uns nicht beunruhigen kann. Die Umkehr noch heute ist dann auch nicht mehr so wichtig.
Der Pfarrer von Ars wird nicht müde, seine Gläubigen auf die Begegnung mit dem Herrn vorzubereiten. Denn ganz sicher werden wir Ihm in unserem Tod begegnen. Und dieser kann schneller eintreten, als wir erwarten. So oft erfahren wir von plötzlichen Todesfällen, scheinen aber der Überzeugung zu sein, dass dies immer andere betrifft. Nein, die Einladung des Herrn, vorbereitet Ihm entgegen zu gehen, gilt jedem von uns.
Vianney lehrt, die Zeichen in unserer vergänglichen Welt aufmerksam wahrzunehmen: „Eine Rose, eine Kirsche, ein Grashalm, was immer es auch sei, alles regt zum Betrachten an: Die Rose verwelkt, wir wie sie°².“
So wird alles abgenutzt, unbrauchbar Gewordene zu einer Mahnung, die eigene Vergänglichkeit wahrzunehmen und zu einer Einladung zur Umkehr. Genauso gilt dies auch für Krankheiten, Hindernisse im Straßenverkehr, am Computer usw.. Irritationen und Leiden zeigen uns die Vergänglichkeit dieser Welt, die eben kein Paradies ist. Das Vollkommene kommt erst. Welch großartige Perspektive haben wir! Daraufhin zu leben, gibt dem Leben des heutigen Tages einen tiefen Sinn und eine Vorfreude, die eine ganze Ewigkeit lang in Erfüllung gehen soll.
So ist das heutige Evangelium kein Grund in Angst zu verfallen, sondern einen Neuanfang zu wagen, in Freude sich auf die Begegnung mit dem Herrn vorzubereiten. Der Heilige Pfarrer hat sein ganzes Leben lang auf diesen Augenblick gewartet und seine Gläubigen angeleitet, ebenso ein wesentliches, auf die Ewigkeit ausgerichtetes Leben zu führen. Bitten wir ihn, dass er uns die Wachsamkeit des Herzens erfleht, damit unsere Sehnsucht nach dem Herrn jeden Tag wächst und wir auch im Leid die nicht spürbare Freude auf die Begegnung mit dem Herrn erfahren können.
22.10.2025 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.290
°² ebenda. S. 290