Kreuzweg des hl. Pfarrers von Ars

missionskreuz pfr v ars1. Station
Jesus Christus wir zum Tod verurteilt

Jesus Christus: Mein Kind, drei Jahre lang habe ich Judäa und Galiläa durchquert; ich habe die Betrübten getröstet, die Kranken geheilt, das Evangelium gepredigt; ich habe allen Gutes getan. Und jetzt verlangt die Menge wütend von Pilatus das Todesurteil für mich. Pilatus gehorcht und liefert mich den Henkern aus.
Die Seele. Wie sind die Menschen doch undankbar und böse!
Jesus Christus. Sie sind es in der Tat. Aber weißt du, mein Kind, warum ich es erlaube, dass sie meinen Tod verlangen? Weil du gesündigt hast. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich meine Fesseln zerreißen können und wäre frei gewesen.Ich wollte lieber sterben, um dich von der Hölle zu befreien.
Die Seele: Oh Jesus, du bist die unbegrenzte Güte! Ich bin es, der dich beleidigt hat, und du bist es, der leidet, um für mich Verzeihung zu erlangen! Gewähre mir die Gnade, meine Sünden aus ganzem Herzen zu verabscheuen und sie mein ganzes Leben lang zu beweinen.

2. Station
Jesus Christus nimmt das Kreuz auf sich

Jesus Christus: Mein Kind, meine Schultern sind schon zerschunden und blutverschmiert und die Menge verlangt noch von mir, das schwere Kreuz zu tragen.Ich nehme es mit Milde an: nimm ebenso ohne dich zu beklagen alle Übel an, die du auf dich nehmen musst.
Die Seele: Oh Jesus, du bist unschuldig und ich bin Sünder, ich allein sollte leiden: gib mir doch die Kraft geduldig die Leiden dieses Lebens zu ertragen, den Mut ,Buße für meine Fehler zu tun und das Glück, dich im Himmel zu sehen.

3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal

Jesus Christus: Mein Kind, ich bin zur Erde gefallen. Bei der Geißelung und Dornenkrönung habe ich sehr viel Blut verloren; ich bin schwach und mein Kreuz ist schwer: ich kann nicht mehr weiter gehen. Und sieh! :Die Henker beleidigen und quälen mich, als sie mir helfen wieder aufzustehen.
Ich bin gefallen, weil du dich nicht besserst, ich sühne deine schlechten Gewohnheiten.
Willst du mein Kind, mir helfen mich aufzuheben und meine Schmerzen zu verringern? Fasse den Entschluss, alle deine Sünden mit wahrer Reue zu beichten, die gefährlichen Gelegenheiten zu meiden und in Zukunft christlicher zu leben.
Die Seele: Ich verspreche es, oh Jesus. Aber meine Schwäche ist groß, ich allein kann den Versuchungen nicht widerstehen. Wenn du mir nicht hilfst, werde ich dich weiter beleidigen. Gib mir deine Gnade, oh mein Gott, bekehre mich und rette mich.

4. Station
Jesus Christus begegnet seiner Mutter

Jesus Christus: Mein Kind, mein Herz ist vor Schmerz tief betrübt. Meine Mutter, meine gute Mutter ist da…die Henker überschütten mich mit Flüchen und zerren mich unmenschlich: sie sieht das, und ihr Kummer ist unermesslich. Sie wollte mich befreien; aber sie liebt dich, sie weiß, dass ich leiden und sterben muss, um dich zu erlösen: sie folgte mir doch bis zum Kalvarienberg
Die Seele: Oh Jesus, oh Maria, Verzeihung! Eure Trauer erweckt in mir Mitleid! Erlaubt nicht, dass ich mich jemals von euch trenne. Mögen die Bösen über mich spotten und mich bedrängen, um mich zur Sünde zu verführen: ich werde euch dienen und bis zum letzten Atemzug lieben, und ich werde alles erleiden, um euch treu zu bleiben.

5. Station
Simon von Cyrene hilft Jesus Christus, das Kreuz zu tragen

Jesus Christus: Mein Kind, ich bin es, der die Welt erschaffen hat; ich bin der allmächtige und starke Gott. Ich könnte mein Kreuz allein bis zum Kalvarienberg tragen. Aber ich erlaube es einem Menschen, mir zu helfen, um dich zu lehren, mit mir zu leiden.
Die Seele: Oh Jesus, ich preise dich! Leiden für dich wird meine ganze Freude sein! Die Unannehmlichkeiten, die Krankheit, die Arbeit, der Gehorsam, ich will alles lieben, um dir zu gefallen, oh mein Gott. Gib mir, darum bitte ich dich, einen täglich größeren Durst nach Abtötung und Leiden.

6. Station
Eine fromme Frau wischt Jesus Christus das Gesicht ab

Jesus Christus: Mein Kind, siehst du diese Frau, die die Menge der Soldaten durchquert? Sie fürchtet nichts, weil sie mich liebt. Sie hat gesehen, dass ich ganz bedeckt bin von Speichel, Staub, Schweiß und Blut: sofort nähert sie sich, um mir das Gesicht abzuwischen und mich zu trösten. Mein Kind, willst du sie nachahmen?
Die Seele: Ja, oh Jesus, ich will es .Mein Gott! Wer würde dich wieder erkennen? Du, die unbegrenzte Schönheit, du, den die Engel mit unaussprechlicher Freude anschauen, du hast ein zerschundenes und besudeltes Gesicht, du bist einem Aussätzigen, einem Wurm gleich geworden! Und es sind meine Sünden, die
dich so verunstaltet haben! Was soll ich doch machen, oh mein Gott? Ich flehe dich an, mir alle meine Beleidigungen zu verzeihen, mir eine wahre Reue zu schenken, mein Herz mit deiner heiligen Liebe zu entzünden; durch mein Vorbild und meinen Rat werde ich den Nächsten dazu anregen, dir in Treue zu dienen, ich möchte dich bitten um die Bekehrung der Sünder. Mein Jesus, dass alle Menschen dich kennen, dich anbeten, dich lieben und dich trösten mögen für die Schmach, die du ertragen hast, um uns zu erlösen!

7. Station
Jesus Christus fällt zum zweiten Mal

Jesus Christus: Mein Kind, ich bin ein zweites Mal gefallen; meine Dornenkrone hat sich in meinen Kopf gebohrt und die Soldaten beleidigen mich und schlagen mich noch.
Ich leide, weil ich dich unendlich liebe. Sooft du mich beleidigt hast, komm, um mich um Verzeihung zu bitten: ich leide, um deine Sünden auszulöschen.
Wenn du leidest, werde nicht mutlos: man muss leiden, um in den Himmel zu gelangen
Die Seele: Meine Fehler sind zahlreich, aber ich bereue sie  aufrichtig. Du bist die Barmherzigkeit und die Güte selbst; ich hoffe fest darauf, dass du mir verzeihst. Gib mir die Gnade, eher zu sterben, als dich fortan weiter zu beleidigen.

8. Station
Jesus tröstet die Töchter Israels, die ihm folgen

Die Seele: Oh Jesus, wie bist du gut! Die Töchter Jerusalems, die dir folgen, haben Mitleid mit dir, sie weinen und du vergisst deine Leiden, um sie zu trösten.
Jesus Christus: Mein Kind, beweine deine Sünden, tue Buße, erfülle mutig deine Aufgaben und ich werde auch dein Herz mit Trost und Freude erfüllen. Diejenigen, die nicht lieben, können auch nicht glücklich sein, weder in diesem noch im anderen Leben.
Die Seele: Herr, ich werde dir gehorchen. Zu lange Zeit habe ich das Glück fern von dir gesucht. Ich will von heute an fromm, demütig und rein sein, um mich deiner Freundschaft zu erfreuen und dich einmal in der Glorie des Paradieses zu schauen.

9. Station
Jesus Christus fällt zum dritten Mal

Jesus Christus: Oh! Wie sind doch die Menschen undankbar und böse! Für sie wurde ich gegeißelt und mit Dornen gekrönt, für sie trage ich dieses schwere Kreuz und bald werde ich daran festgenagelt sein; für sie habe ich diese Beleidigungen ausgehalten, und sie lieben mich nicht! Ich leide schrecklich, um ihnen den Himmel zu verdienen, und doch, ich weiß es, werden viele in die Hölle kommen! Meine Seele ist tief betrübt, ich habe keine Kraft mehr: darum falle ich unter meinem Kreuz ein drittes Mal.
Die Seele: Oh mein Jesus! Tausendmal Verzeihung! Ich bin es, der dieser Undankbare ist, ich, der dich so oft beleidigt hat, ich, der dich so wenig geliebt hat. Mein Gott, Verzeihung! Wie oft, in der Tat, war ich dir völlig ungehorsam und ich habe die Hölle verdient. Wenn ich nach meiner Sünde gestorben wäre, würde ich in ewigen Flammen brennen und wäre für immer von dir getrennt. Mein Gott, danke, dass du mir das Leben bewahrst hast, danke, dass du mir vergeben hast! Nein, du wirst nicht umsonst für mich gelitten haben! Denn mit Hilfe deiner Gnade, oh mein Gott, will ich dir dienen, dich lieben, dich immer auf der Erde preisen, um dich im Himmel zu besitzen.

10.Station
Jesus Christus wird seiner Kleider beraubt

Jesus Christus: Sieh, mein Kind, wie viel ich leide! Meine Kleider sind an meinem zermarterten Fleisch angeklebt und die Henker reißen sie mit Gewalt weg: alle meine Wunden öffnen sich wieder und Blut fließt im Übermaß.
Ich leide so, weil du die Gnade beim Begehen einer Todsünde verloren hast.
Ich leide, damit Gott dir verzeiht und deine Seele wieder rein wird.
Ich leide im Schweigen, um dich zu lehren, von nun an nicht mehr zu murren.
Die Seele: Oh Jesus! Danke für eine solche Liebe! Was für ein Unglück hatte ich! Ich hatte die heiligmachende Gnade, meine Seele war schön und dir ähnlich, die Engel grüßten sie wie ihre Schwester, die heilige Dreifaltigkeit wohnte in ihr mit Freuden, ich war dein vielgeliebtes Kind, ich hatte das Recht, dich im Paradies zu sehen.- Ich habe gesündigt und sogleich habe ich alles verloren.., die Gnade, die Unschuld, deine Freundschaft, den Himmel. Mein Gott, ich schäme mich und weine! Und um mir alle diese Güter zurück zu geben, oh Jesus, musst du dich noch deiner Kleider berauben lassen. Schenk mir die Gnade beim Empfang der Absolution mich daran zu erinnern, was du gelitten hast, um sie mir zu verdienen und dich nie mehr schwer zu beleidigen.

11.Station
Jesus Christus ist an das Kreuz genagelt

Jesus Christus: Schau, mein Kind: ich bin am Kreuz ausgestreckt;die Henker verlangen meine Hände, ich strecke sie hin; meine Beine, ich gebe sie. Sie schlagen dort große Nägel mit dem Hammer ein. Da wird mein Fleisch zerfetzt, meine Knochen werden gezerrt, meine Nerven zerreißen, meine Gefäße zerspringen und ich bin von einem brennenden Durst verzehrt. Um deinen und aller Menschen Ungehorsam zu sühnen, leide ich so.
Die Seele: Oh Jesus! Wie bist du gut und wie elend bin ich! Ich, armes Geschöpf, habe so viel Mühe, mich deinem anbetungswürdigem Willen zu unterwerfen, ich gehorche so langsam und so missmutig! Und du, höchster Herr des Himmels und der Erde, man verlangt deine Füße und deine Hände, um sie zu durchbohren, und du gibst sie freiwillig, ohne Widerstand- und- drei Stunden lang, bleibst du am Kreuz angenagelt, weil es der Wille deines Vaters ist. Welche Lehre ,mein Gott! Ich verstehe sie: derjenige, der durchaus nicht gehorcht, kann nicht dein Jünger sein noch darauf hoffen, in den Himmel zu kommen, Und es brauchte den Gehorsam eines Gottes, um unsere Auflehnung zu sühnen. Oh Jesus, Verzeihung! Ich fasse den Entschluss, dir immer sofort und mit Freude zu gehorchen, um dir ähnlich zu werden und dir zu gefallen.

12.Station
Jesus Christus stirbt am Kreuz

Jesus Christus. Da bin ich gekreuzigt zwischen zwei Dieben. Höre, mein Kind, meine letzten Ermahnungen:
Ich bitte meinen Vater um Vergebung für die Henker: vergib auch du denen, die dich beleidigt haben.
Ich vertraue meine Mutter dem hl. Johannes an: sorge immer gut für die Deinige.
Aber ich will, dass Maria auch deine Mutter ist; ehre sie und bitte sie alle Tage deines Lebens.
Ich verspreche das Paradies dem guten Schächer: habe Vertrauen; deine Sünden sind zahlreich, aber ich vergebe dir, wenn du aufrichtig bereust.
.Meine Füße sind angenagelt, um dich zu erwarten; die Arme ausgestreckt, um dich zu empfangen; der Kopf geneigt, um dir den Kuss des Friedens und der Vergebung zu schenken; bald wird meine Seite geöffnet sein und mein Herz verwundet, um auf dich alle meine Gnaden auszugießen. Fürchte nichts, du wirst gerettet.
Und jetzt sterbe ich. Vergiss mich nicht, mein Kind, liebe immer deinen Erlöser und deinen Gott.
Die Seele.Oh Jesus! Meine Liebe! Du stirbst für mich ; immer werde ich an deine Worte denken, die du mir am Kreuz gesagt hast.

13.Station
Jesus Christus wird vom Kreuz abgenommen und seiner Mutter zurückgegeben

Die Seele: Oh meine Mutter! Wie groß ist deine Betrübnis! Du betrachtest in deinen Armen Jesus, deinen teuren Sohn: sein Gesicht ist bleich, blutend und entstellt, seine Augen sind erloschen, sein Mund ist geschlossen; seine Seite geöffnet; seine Füße und Hände durchbohrt.
Du betrachtest ihn, und deine Seele ist von Trauer erfüllt
Oh meine Mutter! Es ist, weil ich Gott beleidigt habe, dass Jesus Christus tot ist und dass du so grausam leidest. Verzeihung, oh meine liebe Mutter! Ich verabscheue zutiefst meine Fehler und ich will dich immer lieben, dich und deinen göttlichen Sohn.

14.Station
Jesus Christus wird in das Grab gelegt

Die Seele: Heiliger Leib meines Erlösers, ich bete dich an.
Man legt dich in ein Grab: ich will mich dort mit dir verbergen. Dass die Menschen mich vergessen und mich verachten, dazu willige ich ein.
Wenn ich arbeite, wenn ich mich abtöte, wenn ich meine Aufgaben erledige, du allein, vielleicht, wirst es sehen und darüber zufrieden sein; das genügt mir und erfreut mich.
Um zu leben und aufzuerstehen mit dir, muss ich meine Fehler bessern, meinen Leidenschaften widerstehen, mir selbst sterben: ich bin bereit, oh mein Gott.
Du wolltest in ein neues Grab gelegt werden: gib mir, Jesus, ein neues Herz, ein reines Herz, ein Herz von allen Tugenden geschmückt, um dich würdig in der Heiligen Eucharistie zu empfangen.
Oh Jesus, herrsche in mir, jetzt und immerdar.

Amen

Aus: Ma retraite avec le saint Curé d’Ars von Monseigneur Convert, 1932,
Nachdruck 1998, S.285-301,
übersetzt mit geringfügigen Anpassungen an den heutigen Sprachgebrauch von Inge Hagn