Pfr. Heinrich Ant
Ich bin 1949 in der Eifel geboren. Mein Vater war Lehrer an einer kleinen Dorfschule. Im ersten Stock über dem Schulsaal kam ich zur Welt.
Durch die Versetzung meines Vaters zog meine Familie nach Andernach am Rhein. In der Nähe meiner Heimatstadt lag die große Benediktinerabtei Maria Laach, zu der meine Familie eine gute Beziehung hatte. Einmal, ich war glaube ich 14 Jahre alt, ging ich vor Ostern, in dieses Kloster zum Beichten. Nach der Beichte stand ich draußen vor der Kirche und ließ diesen wunderschönen Bau auf mich wirken.
Einer der Ordensbrüder, Bruder Timotheus, kann an mir vorbei, und fragte mich, woher ich dann komme, und ob ich so ein Kloster einmal von Innen sehen wolle. Er zeigte mir dann den Kreuzgang, das große Refektorium mit dem neugotischen Netzgewölbe und der Darstellung des letzten Abendmahles an der Stirnseite, den Kapitelsaal und die Sakristei, die ganz ausgemalt war mit den Malereien, der „Beuroner Kunstschule“. Das alles hinterließ in mir einen sehr starken Eindruck, und ich war begeistert wie ein Junge, der eine Flugzeugfabrik besichtigt hat. Von nun an zog es mich immer wieder zu dem Kloster und zu den Brüdern. Damals ahnte ich nicht, dass hier ein Weg beginnen würde, der mich auch durch viel Dunkel führte, auf dem ich aber immer mehr mit der größeren Wirklichkeit Gottes in Berührung kam.
1965 musste ich das Gymnasium verlassen, da meine Leistungen zu schwach waren. Heute weiß ich, dass ich ADS hatte und zum Teil noch bis heute habe, Mein Vater besorgte mir damals eine Lehrstelle bei einer Raiffeisenkasse auf einem Dorf zwischen Andernach und Maria Laach. Im gleichen Jahr war ich zum ersten Mal über Nacht in der Abtei Maria Laach. Ich glaube es war abends während der Komplet, ich stand oben auf der Empore der Romanischen Basilika und unten sang der Chor der Mönche. Ich habe die Szene noch genau vor Augen, ich wurde von einer größeren Wirklichkeit erfasst und sagte mir: „Das ist Dein Weg“. Dieses innere Rufen hat mich bis heute nicht verlassen und ich bin sehr froh darüber. Er gab mir die Kraft viele schwere Situationen, die noch vor mir lagen, durchzustehen. Nun hatte ich ein Ziel, der Gedanke ins Kloster zu gehen nach der frustrierenden Lehre war für mich wie eine „Zions Vision“.
Dass große Problem, das ist mir allerdings erst heute klar wird, war, dass ich damals keinen Priester hatte, mit dem ich über all diese Erfahrungen sprechen konnte. Ich ging zwar regelmäßig beichten, aber immer anonym, wie das damals so üblich war. Auch mit meinem Pastor und den Kaplänen habe ich nie darüber gesprochen Ich ging meinen Weg ganz allein.
Durch eine Biografie über den Hl. Pförtner Bruder Konrad, trat Franziskus und das franziskanische Ideal des Ordenslebens in mein Leben, 1969 trat ich dann in das Noviziat einer franziskanischen Brüdergemeinschaft ein. Hier kam dann doch der Entschluss Ordenspriester zu werden.
Ich wollt im Franziskanerorden bleiben und entschloss mich, in den ersten Orden überzuwechseln.
1970 ging ich dann nach Neuss in das Spätberufenen-Seminar der Franziskaner und besuchte das Erzbischöfliche Abendgymnasium, um das Abitur nachzumachen.
1974 trat ich dann in das Noviziat der Franziskaner in Köln ein und begann im gleichen Jahr an der Ordenshochschule der Franziskaner und Kapuziner in Münster mit dem Theologie- und Philosophiestudium. In der damaligen Situation im Orden konnte ich meinen Weg hier nicht finden und trat 1978 in das Priesterseminar in Trier ein.
Am Gedenktag unseren lieben Frau von Lourdes am 11.2.1984 wurde ich im Dom von Trier zum Priester geweiht. Für mich hatte dieser Tag eine besondere Bedeutung. Als ich 17 oder 18 Jahre alt war, fiel mir ein kleines Büchlein über die Erscheinung der Gottesmutter in Lourdes und die Seherin Bernadette in die Hände. Es war das erste Mal, dass ich mich mit einer Marienerscheinung beschäftigte. Das hat mich innerlich sehr bewegt, besonders das Leben der Hl. Bernadette.
1992 wurde ich Pfarrer in einem Marienwallfahrtsort in der Eifel. Der Dienst als Pfarrer erfüllte mich sehr, und vor allen Dingen der Dienst als Wallfahrtspfarrer. Ich glaubte also, dass ich meinen Weg nun gefunden habe. Allerdings blieb eine innere Sehnsucht in mir, irgendetwas fehlte mir in meinem Inneren noch.
In der Fastenzeit 2000 machte ich Exerzitien für Priester bei einem Theologieprofessor. Im Gespräch sagte ich ihm, dass ich mich eigentlich ursprünglich zum Ordensleben berufen gefühlt habe und als Weltpriester spüre, dass zu meiner Berufung noch mehr gehöre. Er sagte zu mir: „Suchen Sie sich doch eine Priestergemeinschaft – halten sie Ausschau nach Brüdern“. Diesen Auftrag nahm ich mit auf meinen weiteren Weg.
Aber wo sollte ich hingehen? Ich kannte die Priestergemeinschaften in unserem Bistum alle und hatte bei keiner das Gefühl, dass dies mein Weg sein könne. Im Mai 2000 leitete ich eine Pilgerfahrt nach Lourdes. Auf der Hinfahrt übernachteten wir in Ars und ich feierte zum ersten Mal mit den Pilgern die Hl. Messe am Schrein des Hl. Pfarrers. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich hier noch einmal allein hinfahren müsse. Eine Pilgerin gab mir das Prospekt eines eigenen Hauses für Priester- das Foyer Sacerdotal Jean-Paul II. Im gleichen Jahr fuhr ich noch nach Ars in dieses Haus. Erst jetzt erfuhr ich, dass dieses Haus das Zentrum einer Priestergemeinschaft war, der Société Jean–Marie Vianney, verbunden mit einem Priesterseminar. In dieser Zeit in Ars habe ich Erfahrungen gemacht, die mich an den Beginn meiner Berufung in Maria Laach erinnerten. Ich sprach kein Französisch und konnte mich wenig unterhalten. Aber ich legte diese Angelegenheit in die Hand Gottes und sagte mir, wenn es der Wille Gottes sei, dass ich in diese Gemeinschaft eintrete, denn würde Er es schon fügen. Ich fuhr nun jedes Jahr nach Ars und erkannte immer mehr, dass dies mein Weg sei. 2004 lernte ich die anderen deutschen Priester kennen, wir waren damals nur sechs.
2005 wurde ich in die Gemeinschaft aufgenommen und 2009 legte ich mein lebenslängliches Versprechen ab, es war das Jahr, in dem ich mein 25. Priesterjubiläum feierte.
Aber was habe ich in Ars erfahren? Ich kann dies nur in einigen kurzen Sätzen erklären. Zunächst sagte der Hl. Pfarrer von Ars zu mir in der einfachen Art, mit der er immer zu den Menschen sprach: „ Mein lieber Freund, alles was du im Kloster gesucht hast, kannst du auch als Priester in der Welt leben.“ Der Pfarrer von Ars war im 3. Orden des Hl. Franziskus. Ich fand durch ihn eine Verbindung zwischen meiner ursprünglichen Berufung zum Franziskaner und meinem Leben als Weltpriester. Franziskus ist für uns nicht nur das Vorbild der Armut, sondern auch ein Mensch, der Gott an die erste Stelle seines Lebens setzt, was in seinem intensiven Gebetsleben zu Ausdruck kommt. Franziskus war ein Kontemplativer. Das gleiche gilt auch für den Pfarrer von Ars. Auch wenn ihn noch so viele Menschen umgaben, blieb er innerlich mit Gott verbunden.
Unsere Gemeinschaft hat dies auch zur Grundlage unseres Lebens gemacht und in unseren Statuten Vat. II, LG 41 zitiert.
Eine weitere Grundlage unserer Spiritualität ist das Dekret „ Presbyterium Ordines“ Vatt II.
Unsere Berufung leben wir bewusst in Fraternitäten, in denen wir uns unterstützen auf dem gemeinsamen Weg zur priesterlichen Heiligkeit und im gemeinsamen Apostolat.
Eine wichtige Erfahrung habe ich auch gemacht: wir finden in dieser Welt immer nur den Weg, den wir gehen müssen. Wir müssen unseren Weg weitergehen, bis für zu unserem Ziel kommen, das Gott selber Ist.