Mariä Aufnahme in den Himmel 15.08.2023

„Er aber erwiderte: Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ Lk 11,28

„Man täuscht sich nie, wenn man Gott etwas schenkt.“ °Pfr. von Ars

Zurückweisung! Wer hätte sie nicht schon erfahren und darunter gelitten.
Eine Frau aus der Menge preist die Mutter Jesu selig und wird korrigiert.
Die Auslegung des Evangeliums, dass Maria das Wort Gottes vollkommen gehört und befolgt hat und so in noch tieferer Weise seligzupreisen ist, kann die Verwunderung über die Entgegnung Jesu nicht beseitigen.
Wenn sich der eigene Sohn analog so äußern würde, wäre das wohl für jede Mutter eine Enttäuschung, ja sogar Verletzung. Die Worte des Evangeliums wurden für uns aufgeschrieben, damit wir an Jesus Christus als den Sohn Gottes glauben und durch diesen Glauben das Leben in Seinem Namen haben (Joh20, 31).
Zurückweisung hat der Herr Sein ganzes Leben lang erlitten, angefangen bei Seiner Geburt, als es für Ihn keinen Platz gab, bis zum Kreuz außerhalb der Stadt. Es gab also für Ihn in der heiligen Stadt Jerusalem wiederum keinen Platz. Zurückweisung hat Jesus aber nicht nur von den Menschen erfahren, sondern in der Verlassenheit am Kreuz auch von Seinem Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ ( Mt 27,46)
Das ist ein Schrei aus abgrundtiefer Verlassenheit an den Vater. Der Herr betet den Psalm 22, der von einem Ruf aus Todesnot in einen Lobpreis hineinführt:
„Du hast mir Antwort gegeben. Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden … Denn dem Herrn gehört das Königtum; er herrscht über die Nationen …Seine Heilstat verkündet man einem Volk, das noch geboren wird. Ja, er hat es getan.“
Der Lobpreis will schier gar nicht enden. Er reicht bis an die Grenzen der Völker und der Zeiten.
Matthäus berichtet, dass Jesus bei Seinem Tod noch einmal mit lauter Stimme aufschrie und dann Seinen Geist aushauchte (Mt 27, 50). Freude an der Rettung durch Gott und Gewissheit der Nähe des Vaters leuchten aus diesem Geschehen nicht auf.
Der Herr will uns auf Seinen ganzen Weg mitnehmen, also auch auf Sein Zurückgewiesen-sein, Seine Verlassenheit, Seine Not. Wir müssen die ganze Heilige Schrift immer wieder lesen, um uns Jesus wirklich immer mehr zu nähern und nicht nur die Stellen aussuchen, die uns unmittelbar ansprechen und trösten. Die Erlösung ging durch Leiden und Kreuz.
Der Herr hat auch Seine Mutter auf diesen Weg mitgenommen und ihr nichts erspart, auch die Zurückweisung nicht. Und Maria ist diesen Weg mitgegangen. Über ihre rein menschlich mütterliche Liebe hinaus war sie in noch tieferen Maß mit Jesus als dem Herrn, Erlöser und Retter der Menschheit verbunden. Sie hat Ihn nicht immer verstanden, aber alles in ihrem Herzen bewahrt und darauf vertraut, dass es gut ist, weil Er Gottes Sohn ist.
Sie hat gelebt, was der Pfarrer von Ars gesagt hat: Man täuscht sich nie, wenn man Gott etwas schenkt. Und sie hat Ihm alles geschenkt.
Machen wir uns neu mit Maria und dem Pfarrer von Ars auf den Weg, dem Herrn immer mehr, ja möglichst alles zu schenken.
20.07.2023 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.96