Gründonnerstag 17.04.2025

„Jesus… stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.“ Joh 13, 3ff

„Nach der Wandlung, wenn ich den hochheiligen Leib unseres Herrn in meinen Händen halte, und wenn ich meine Stunden der Niedergeschlagenheit habe, in denen ich mich nur der Hölle würdig sehe, sage ich mir: Ach, wenn ich ihn wenigstens mit mir nehmen könnte! Neben ihm wäre die Hölle süß. Es würde mir nichts ausmachen, die ganze Ewigkeit dort zu leiden, wenn wir zusammen wären … Aber dann gäbe es keine Hölle mehr. Die Flammen der Liebe würden die der Gerechtigkeit löschen!“° Pfr. von Ars

Im Johannesevangeliums finden wir nicht den Einsetzungsbericht der heiligen Eucharistie wie bei den Synoptikern, dagegen aber die Fußwaschung nach dem Mahl. Der Herr legt das Gewand ab und umgürtet sich mit einem Leinentuch. Josef von Arimathäa wird Jesus nach seinem Tod in ein neugekauftes Leinentuch wickeln (Mk 15,46). Das Gewand des Hohenpriesters war aus Leinen, ein Symbol der Reinheit. Der Herr legt also das gewöhnliche Gewand ab und bekleidet sich gleichsam zeichenhaft mit dem hohenpriesterlichen Gewand. Die Fußwaschung ist also eine priesterliche Handlung. Er erniedrigt sich vor Seinen Jüngern, um ihnen die Füße zu waschen, was ein Sklavendienst war.
„Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich … Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2, 6-8).
Im Paradies hat sich der Mensch über Gott erhoben. Um diese ungeheuerliche Trennung des Menschen von Gott wiedergutzumachen, hat Jesus, der Sohn Gottes, sich zum Sklaven der Menschen gemacht. Priesterlicher Dienst ist also Hinabsteigen in das Dunkel der Sünde, die zum Tod geführt hat, um den Menschen das Tor zur Herrlichkeit des Vaters wieder zu öffnen. Der Weg zurück führt durch Leid, das menschliches Begreifen weit übersteigt.
„Nimm hin die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“ Diese Worte spricht der Bischof den neugeweihten Priestern bei der Überreichung von Hostienschale und Kelch zu. Der priesterliche Dienst und damit auch die Feier der heiligen Messe sind untrennbar mit dem Kreuz verbunden. Diese Verbindung mit dem Kreuz gilt aber auch für die Gläubigen, die ihre Gaben darbringen, ihr ganzes Leben mit allem Leid.
Wenn der Blick auf Christus allein gerichtet ist, dann wird der Priester fähig auch das Leid anzunehmen, dass ihm zugedacht ist. Er geht diesen Weg seinen Gläubigern voraus.
Der Pfarrer von Ars hat dieses Geheimnis geglaubt und gelebt, wenn er selbst die Hölle eine Ewigkeit lang ertragen wollte, wenn nur der Herr bei ihm ist. Er versteht, dass die Flammen der Liebe die Gerechtigkeit löschen. Wo Herr ist, wird das Leid verbrannt durch das Feuer der Liebe. Wir erschrecken vor dieser Dimension der Liebe Christi, die alles auf sich nimmt, um den Menschen zum Vater zu führen. Dies ist nur möglich in inniger Einheit mit dem Herrn, der dies in uns verbringen wird, wenn wir bereit sind diesen Weg mit Ihm zu gehen. Auch wenn wir davor zurückschrecken, wagen wir diesen Schritt doch zusammen im Vertrauen auf den Herrn! Der Pfarrer von Ars, der diesen Weg gegangen ist, steht uns bei.
17.03.2025 ih

° Aus:Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ar, hsrg. Bernard Nodet, 1959, s.131