Dreifaltigkeitssonntag 15.06.2025 Lesejahr C

„Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.“ Joh 16,12f

„Seht, das ist schön, der Vater ist der Schöpfer; der Heilige Geist, der Tempel; der Sohn, der Loskauf. “° Pfr. von Ars

Heiligste Dreifaltigkeit, ein Mysterium, unbegreiflich, kaum zu erahnen. Wie sollen wir uns diesem Geheimnis nähern?
Schauen wir auf Abraham, der als erstem eine Begegnung mit dem dreifaltigen Gott
geschenkt wurde. Während er bei der Hitze des Tages am Eingang seines Zeltes bei den Eichen von Mamre saß und aufschaute, standen vor ihm drei Männer, denen er entgegenlief und sich vor ihnen zur Erde niederwarf. Obwohl es doch drei Männer waren, sprach Abraham sie an mit „mein Herr“. Dieser Wechsel von Einzahl und Dreiheit durchzieht die ganze Erzählung (Gen 18,1ff). Gott erklärt nicht, aber macht sich erfahrbar. Die Initiative zu dieser Begegnung geht nicht vom Menschen aus, sondern von Gott selbst. Sie ist also ein Geschenk.
Wenn wir uns der heiligen Dreifaltigkeit nähern wollen, so dürfen auch wir in Dankbarkeit wissen, dass der Herr die Sehnsucht dazu in unser Herz gelegt hat. An uns liegt es, Ihm entgegen zu laufen, d. h. uns immer wieder neu in Sehnsucht nach Ihm auszustrecken und Ihn zu verehren. Mit Abraham bitten wir Ihn, doch nicht an uns überzugehen, sondern unseren Dienst anzunehmen. Unser Dienst ist nichts anderes als unsere täglichen Aufgaben, die wir Ihm darbringen. Und wir dürfen vertrauen, dass in der Hitze des Tages, in unserer Ermüdung, in unserer täglichen Arbeit der Herr sich auch uns zeigen möchte, in welcher Weise auch immer.
Jesus, die Offenbarung Gottes in Menschengestalt, belehrt uns über dieses göttliche Geheimnis. Der Geist der Wahrheit wird uns in der ganzen Wahrheit leiten. Er redet nicht aus sich selbst, sondern das, was Er hört. Er nimmt Seine Worte von dem, was Jesus gehört. Und alles, was der Vater hat, gehört Jesus. Ein Empfangen und Verherrlichen fließen zwischen Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Nur der Heilige Geist kann uns also immer tiefer in dieses Geheimnis hineinführen. Jesus tritt für uns bei uns beim Vater ein, damit Er uns den Heiligen Geist sendet und wir fähig werden Geist Gottes aufzunehmen.
Nach der Heiligen Dreifaltigkeit zu fragen, heißt schon, vom Geist Gottes berührt zu sein. An uns liegt es, diese Berührung immer inniger zu erfahren und uns dadurch umformen zu lassen.
Für den Pfarrer von Ars war der dreifaltige Gott das Zentrum des Glaubens, auch wenn er darüber nicht so häufig sprach wie über andere Glaubensinhalte. Für ihn war die Freude von wesentlicher Bedeutung in der Begegnung mit Gott. Er wurde nicht müde, die Liebe Gottes zu preisen, der unser Schöpfer, Erlöser und Tempel ist.
Da dürfen wir uns selber fragen, wie weit wir uns dieser Freude schon geöffnet haben. Sehr häufig kommen doch eher Klagen in unser Herz, Klagen des Warum in Leid und allen Kreuzen dieses Lebens.
Der Ansatz des Heiligen Pfarrers war ein ganz anderer. Er ging nicht von unserer Erfahrung des Leidens aus, sondern vom Blick auf Gott, der die bedingungslose Liebe ohne Grenzen ist in all Seinem Wirken, als Schöpfer, Erlöser und Tempel der Heiligkeit. So kann Gott selbst unser Herz umformen, dass wir aus der Enge unseres Erfahrungsbereiches hinaus auf Ihn schauen im Vertrauen, dass alles, aber auch alles, was geschieht, von Ihm zugelassen ist zu Heil und Heiligung für uns. Misstrauen hat dann keinen Platz mehr, auch wenn Vianney immer wieder von Zweifel für sein eigenes Heil angefochten war. An der Liebe Gottes hat er nie gezweifelt. Diese Gnade hat ihn aus jeder Verzweiflung herausgezogen.
Lassen wir uns vom Heiligen Pfarrer auf unserem Glaubensweg begleiten: in der Verehrung und Hingabe im unverbrüchlichen Vertrauen auf Gottes Liebe, dass Gott uns immer mehr hineinziehen kann in das Geheimnis Seiner heiligsten Dreifaltigkeit. Dies ist kein keine Wissenserkenntnis, sondern eine Umwandlung des Seins in Gott hinein.
12.05.2025 ih

Aus: Mgr René Fourrey, Ce que prêchat le Curé d’Ars ,2009, S.26, übersetzt ih