Christi Himmelfahrt 18.05.2023 Lesejahr A

 

Christi Himmelfahrt 18.05.2023 Lesejahr A

„In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel.“ Mt 28, 16f

„Der sieht die Dinge von oben.“ Das war das Fazit eines längeren Besuches von Kardinal de Bonald, dem Erzbischof von Lyon, beim Pfarrer von Ars. Ein Bauer aus Ars sagte es drastischer: „Der spricht vom Himmel, als hätte er dort schon gewohnt.“ °

Lange Nächte hatte der Herr auf einem Berg gebetet, auf dem Berg Tabor das Aufleuchten Seiner Herrlichkeit im kommenden Leiden gezeigt, auf dem Berg Kalvaria den Tod am Kreuz erlitten.
Und nun sandte Er die Jünger erneut auf einen Berg, nach Galiläa, wo Er sie berufen hatte. Auf einem Berg sieht man den Alltag unten in einer neuen Perspektive und kann den Blick nach oben zum Herrn richten. Vom Herrn her bekommt alles eine andere Bedeutung. So wird der Blick frei für eine Neuordnung der Erfahrungen.
Die Jünger wussten sicher nicht, warum sie nach Galiläa gehen sollten und noch dazu auf einen Berg. Aber sie blieben im Gehorsam.
Im Matthäusevangelium wird nicht davon berichtet, dass einer der Jünger den Auferstandenen in Jerusalem gesehen habe. Sie folgten lediglich dem Auftrag Jesu durch die Frauen, nach Galiläa zu gehen. Sie waren bereit, auf das Wort der Frauen zu hören, deren Zeugnis in der damaligen Zeit nichts gegolten hat. Der Tod und die Auferstehung hatten die Jünger bereits verwandelt, ohne dass ihnen dies schon bewusst war. Sie sind eingetreten in den Gehorsam ihres Herrn, der immer alles vom Vater in Demut und Gehorsam empfangen hat. Ihre eigenen Pläne lagen hinter ihnen.
Und als die Jünger endlich Jesus sehen konnten, waren sie überwältigt. Sie fielen vor Ihm nieder. In dieser Anbetung geschieht in den Jüngern eine Neuschöpfung. Sie ahnen, dass Jesu Tod der Weg zu Auferstehung und neuem Leben ist.
Der Pfarrer von Ars hat alles von oben, vom Herrn her betrachtet. Aus dieser Perspektive ist so vieles, was uns jetzt beschäftigt, Sorgen macht, unwesentlich. Für ihn war nur das wichtig, was uns zum Herrn führt. Alles andere war bedeutungslos.
Eine tiefe Demut ist die Voraussetzung für diese Haltung. Nicht unsere eigenen Ideen sind das Entscheidende, sondern der Gehorsam dem Wort des Herrn gegenüber. Und immer wieder neu müssen wir alle unsere Pläne unter die Botschaft Jesu stellen und prüfen, wieweit sie dem Willen des Vaters entsprechen oder korrigiert werden müssen.
Einige hatten Zweifel, berichtet Matthäus. Zweifel werden keinem in der Nachfolge Jesu erspart. Aber Ringen, Beten, Sich in Demut-neigen vor dem Herrn bleiben nicht unbeantwortet. Auf diesem Weg verwandelt der Herr auch unsere Herzen und Gedanken. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Er uns dann auch zu den Entscheidungen führt, die dem Willen des Vaters entsprechen.
Gehen wir mit dem Pfarrer von Ars schon jetzt in den Himmel und schauen von dort auf unser Leben, um es neu zu ordnen.
27.04.2023 ih

° Aus: Michael Marsch, Ich will dir den Weg zum Himmel zeigen, hrsg 2012, S.44