32. Sonntag im Jahreskreis 12.11.2023 Lesejahr A

„Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! … Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“ (Mt 25,6.13)

„Wir werden ihn sehen! – O, meine Brüder! Habt ihr daran schon wohl je gedacht? Wir werden Gott sehen! Wir werden ihn recht nahe und gut sehen! Wir werden ihn sehen, so wie er ist, von Angesicht zu Angesicht!“ Und wohl eine Viertelstunde lang wiederholte er ohne Aufhören unter Tränen: „Wir werden ihn sehen, wir werden ihn sehen!!!“° Pfr. von Ars

„Leicht zu verstehen, Herr, sind Deine Gleichnisse nicht, besonders dieses von den klugen und törichten Jungfrauen. Alle warten doch auf Dich. Du bleibst so lange aus, dass alle eingeschlafen sind. Aber was ist dann das Öl, das die klugen Jungfrauen rechtzeitig besorgt haben und mit Dir in den Hochzeitssaal gehen können?“
Öl diente der Heilung und Heiligung bei der Salbung von Priestern und Königen für den Dienst im Auftrag des Herrn, damit das ganze Volk geheilt und geheiligt wird, um das endgültige Ziel bei Gott zu erlangen.
In Bedrängnissen und großem Leid ist die Sehnsucht nach Frieden und Heil besonders groß, so wie jetzt bei den Kriegen in der Ukraine, Israel und vielen anderen Orten der Welt. Sich den Himmel zu ersehnen, um dem irdischen Leid zu entkommen, ist sicherlich nicht der richtige Weg. Lösungen der Probleme von den Regierungen und Mächtigen dieser Welt zu erwarten, reicht ebenfalls nicht aus.
Die Einladung Jesu richtet sich zunächst an den Einzelnen, aber in der Gemeinschaft aller Geladenen.
Wenn es uns gut geht, ist die Gefahr sehr groß, sich auf Erden gut einzurichten und das Ziel beim Herrn im Himmel zu vergessen. Dann aber fehlt das Öl, das leuchten soll, damit wir den Weg mit dem Herrn zum Himmel gehen können.
Der Pfarrer von Ars war die lebendige Sehnsucht nach dem Himmel, ohne seinen Dienst auf der Erde im Geringsten zu vernachlässigen. Eine Viertelstunde lang lässt er sich in der Predigt hinreißen von der Freude, den Herrn von Angesicht zu Angesicht im Himmel zu sehen. Damit reißt er auch seine Zuhörer mit hinein in seine Begeisterung und erweckt in ihnen neu die Sehnsucht nach dem Himmel.
Er lehrt aber auch, wie diese Sehnsucht wachsen kann. „Vermöge des Glaubens umfassen wir alle Verheißungen Gottes; wir glauben in ihm, ihn dereinst zu sehen, ihn zu besitzen, mit ihm einst ewig selig zu sein. Vermöge der Hoffnung erwarten wir zuversichtlich die Erfüllung dieser Verheißungen;“°²
Glaube und Hoffnung sind die Kardinaltugenden, die uns helfen unser Ziel beim Herrn nicht aus den Augen zu verlieren, das Öl unserer Sehnsucht immer bei uns zu haben.
Der heilige Pfarrer von Ars, der in unzähligen Menschen die Sehnsucht nach dem Himmel in der Festigung von Glaube und Hoffnung entfachen konnte, wird auch uns helfen, durch alle Anfechtung und Ermüdungserscheinungen hindurch immer neu unser Verlangen zu entzünden, zum Hochzeitssaal des Herrn eingelassen zu werden. Das Öl der Sehnsucht nach dem Herrn möge uns auf die Fürsprache unseres heiligen Pfarrers niemals ausgehen.
18.10.2023 ih

Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.317
ebenda, Bd.1 S.194