„Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Lk 17,10
„Der liebe Gott hat mich zum Werkzeuge erwählt, durch das er den Sündern seine Gnaden austeilt, eben weil ich der unwissendste und erbärmlichste von allen Priestern bin. Hätte der liebe Gott in unserer Diözese einen unwissenderen Priester gefunden als mich, so würde er dem den Vorzug gegeben haben.“ °Pfr. von Ars
Chefs, die nach dem Motto „Ich zuerst“ ihren Betrieb leiten, gab es nicht nur zurzeit Jesu. Sie machen den Mitarbeitern bis heute das Leben sehr schwer.
Der Herr hat nicht so gehandelt. Er sagt vielmehr: „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren “ (Joh12,26). Wie können wir diese gegensätzlichen Aussagen verstehen?
Ein Blick auf den Sündenfall und auf Jesu Tod am Kreuz zeigt uns überdeutlich, dass wir weder durch Anstrengungen unser Heil verdienen können, noch Gott ein würdiges Opfer darbringen können, um Ihm Dank zu sagen. Alle unsere Mühen und Arbeiten sind im Hinblick auf das ewige Leben bei Gott fruchtlos, wenn nicht Jesus für uns ans Kreuz gegangen wäre, um neu eine Verbindung zum Vater zu schenken. Durch Sein Leiden und Sterben nimmt Er die Nichtigkeit all unserer Bemühungen hinweg und macht sie verdienstvoll, wenn wir in Seiner Nachfolge leben. Jesus nimmt uns zur Mitwirkung an unserem Heil hinein, nachdem Er das Wesentliche selbst vollbracht hat.
Diese Unterscheidung zwischen weltlichen und göttlichen Bereich hat oft zu Unsicherheiten und Irritationen in der Kirche geführt. Nach der Lehre des Jansenismus, der Vianney durch seinen geistlichen Lehrer Charles Balley in der Zeit seiner Ausbildung und ersten Priesterjahre stark geprägt hat, war ein Sünder durch alle Anstrengungen nicht mehr in der Lage für sein Heil mitzuwirken. Alles hing allein von der Gnade Gottes ab. Vianney hat jedoch im Laufe seiner Tätigkeit besonders als Beichtvater die Barmherzigkeit Gottes entdeckt, verkündet und gelebt. Alles Heil hat Christus gewirkt. Aber wir müssen durch Gebet und Sakramente dieses Heil annehmen.
So hat der Pfarrer von Ars immer tiefer in eine Demut hineingefunden, die Gott allein die Ehre gibt, selbst wenn er alle seine Kräfte in den Dienst des Reiches Gottes gestellt hat. Ihm war nichts mehr zuwider, als gelobt zu werden. Denn auch das, was er getan hat, sah er als eine Gnade Gottes.
Die oben zitierten Worte aus dem Johannesevangelium versprechen keine schnelle Ehre durch den Vater. Christus hat sie in höchster Not gesprochen vor der Stunde Seines Leidens. Seine Seele war erschüttert und doch hat Er den Vater nicht gebeten, Ihn aus dieser Stunde zu retten, da Er deshalb in diese Stunde gekommen ist, um den Namen des Vaters zu verherrlichen. Eine Stimme vom Himmel antwortete auf diese Bitte: „Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.“ (Joh12,28).
In der Nachfolge Jesu geht es also ein um eine vollkommene Hingabe, zur Ehre des Vaters. Der Vater seinerseits aber ehrt alle, die Christus nachgefolgt sind.
Haben wir keine Angst vor diesem Weg der Demut, der der Ehre des Vaters dient. Der Pfarrer von Ars geht ihn mit uns.
29.08.2025 ih
Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.434
