„Darauf sagte Abraham zu ihm: wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“ Lk 16,31
„Seht doch, es ist der Glaube, der uns fehlt … Wenn man nicht genug glaubt, ist man blind. Wer nicht sieht, erkennt nicht; wer nicht erkennt, liebt nicht. Wer Gott nicht liebt, liebt sich selbst und zu gleicher Zeit liebt er sein Vergnügen. Er hängt sein Herz an Dinge, die vergehen wie der Rauch. Er kann weder die Wahrheit noch irgendein Gut erkennen…“ °Pfr. von Ars
So oft schon haben wir dieses Evangelium gehört, dass wir fast nur noch den reichen Mann und den armen Lazarus wahrnehmen. Aber schauen wir doch intensiver auf Christus! Die Worte Abrahams sind identisch mit Seinen Worten vor Seinem Volk:
„Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt hat. Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?“ (Joh 5,45f)
Der Herr erlaubt uns in diesem Gleichnis einen Blick in den großen Schmerz Seines Herzens. Der Reiche ist in Purpur und feines Leinen gekleidet. Pilatus lässt den Herrn geißeln und Ihm einen purpurroten Mantel umlegen, sodass die Soldaten Ihn als König verspotten können (Joh 18,5f). Mit einem Leinentuch trocknet der Herr den Jüngern die Füße ab. So wird der Reiche ein Zerrbild Jesu. Während der Herr alles verschenkt, zuletzt sich selbst, gebraucht der Reiche alles für sich selbst. Die Namenlosigkeit des Reichen zeigt, dass nicht allein er so handelt.
So macht der Herr Seine flehentliche Bitte erkennbar, doch an Ihn und Seine Sendung zu glauben. Schmerzlich weiß Er aber, dass bei Seiner Kreuzigung außer Seiner Mutter und Johannes dieser Bitte niemand folgen wird. Und doch ist Sein Ganzopfer nicht umsonst. Wenn das eigene Volk Ihn nicht erkennt, so doch der heidnische Hauptmann, der unter dem Kreuz steht (Lk 23,47). Seine Botschaft erreicht diejenigen, die zunächst nicht eingeladen waren und das bis zum heutigen Tag.
Der Pfarrer von Ars wusste um die Notwendigkeit des Glaubens, ohne den es keine Rettung des Menschen gibt. Ohne Glauben ist alle Orientierung nur auf diese Welt gerichtet mit der Konsequenz, den Weg in die Herrlichkeit des Himmels, den Christus für uns durch sein Kreuz freigemacht hat, zu verfehlen. So hat Vianney am Schmerz Jesu über den Verlust von Seelen bis zur Unerträglichkeit teilgenommen: „Mein Gott!,… wie lange soll ich denn immer mit Sündern verkehren? Man beleidigt Gott in so frecher Weise, dass man meinen sollte, das Ende der Welt sei nahe…Ach! die armen Sünder sind doch zu unglücklich!“ °²
Die Liebe zum Herrn und zum Nächsten hat den Heiligen Pfarrer bewegt, in einer unerreichbaren Selbstlosigkeit und Askese Jesus nachzufolgen. Dies war offensichtlich eine besondere Gnadengabe in einer Zeit, die Gott vergessen lassen wollte.
Bei aller Ernsthaftigkeit gibt es auch eine Episode zum Schmunzeln. Als Vianney in Trevoux zur Mission ging und ungewöhnlich lange im Beichtstuhl war, holte ihn sein Gastgeber Morel aus der Kirche. Vianney war jedoch so erschöpft, dass Morel ihn heimtragen musste. Alle drangen ihn in ein, eine Stärkung zu sich zu nehmen, was er im Blick auf die Uhr verweigerte. Damals musste man zum Empfang der hl. Kommunion ab Mitternacht nüchtern sein. Frau Morel schaffte es jedoch, dass er etwas trank und aß. Ihre Argumentation: Herr Pfarrer, anderen legen Sie Bußen auf, und wollen, dass sie geübt werden. Nun, erlauben Sie denn jetzt auch einmal, dass man Ihnen eine Buße auferlege und nehmen Sie diesen Trank!“- „Wohlan… was diese Frau will, will Gott!“ Und er nahm etwas zu sich. °³
Diese Askese müssen und werden wir nie erreichen. Mit dem Heiligen Pfarrer von Ars sollten wir uns jedoch immer wieder prüfen, auf was wir verzichten können.
22.08.2025 ih
Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.80
°² Jakobine Klenk, Johann Baptist Maria Vianney Pfarrer von Ars, 1872, S.216
°³ebenda S.99
