21. Sonntag im Jahreskreis 27.08.2023 Lesejahr A

„In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ (Mt 16,13)

„Ihr seid nichts durch euch selbst …Ihr seid nichts, aber Gott ist mit euch…“ °
Pfr. von Ars

Das Christus-Bekenntnis des Petrus kennen wir und sind so in Versuchung zu meinen, auch den ganzen Text zu kennen. Aber das Wort Gottes ist niemals ausschöpfbar.
Der Herr stellt seine Frage an Petrus in Cäsarea Philippi. Hier herrschte zurzeit Jesu der Vierfürst Herodes Philippus, dessen Vater Herodes der Große diese Stadt von den Römern erhalten hatte. Er baute sie im griechischen Stil zu seiner Resistenz aus und gab ihr zu Ehren des Kaisers den Namen Cäsarea. In diesem. Gebiet wohnten überwiegend Heiden.
Diesen Rahmen also sucht sich der Herr aus, um Petrus zur tiefen Erkenntnis Seiner Person zu führen, nämlich dass Er der Christus, Sohn des lebendigen Gottes ist, auf den die Israeliten so lange gewartet hatten.
Er sucht sich dazu ein Umfeld aus, das der Verehrung des römischen Kaisers dient und das überwiegend von Heiden bewohnt wird, also nicht von Juden, zu denen der Herr als erstes gesandt war.
Nirgends kann menschlich gesehen die Position des Herrn schwächer sein als genau in dieser Gegend. Im Blick auf den Tod des Herrn und auf die Kirchengeschichte ist dies jedoch Programm.
Der Herr suchte kein irdisches Reich, keine irdische Macht, keine guten Beziehungen, sondern wollte allein das Reich Gottes bringen im Vertrauen auf das Wirken des lebendigen Gottes gerade in der Schwachheit, Ohnmacht, in aussichtslosen Situationen. Und auf diese Weise hat das Wirken des Herrn bis heute die ganze Welt berührt, immer angefochten, immer angegriffen auf je neue Weise und hat doch nicht nur überlebt, sondern ist immer wieder neu aufgeblüht. Der Tod und der Sieg des Auferstandenen gehen durch die Kirchengeschichte hindurch.
Auch wir leben in einer Zeit gewaltiger Bedrängnis. Wie viel depressive Stimmung gibt es daher leider in der Kirche, in mir, in so vielen von uns!
Aber ist es nicht auch eine Chance, nahe beim Herrn zu sein, mit Seinen Augen auf diese Welt zu schauen, mit Seinem Herzen diese in vielen Bereichen so verlorene Welt zu lieben in einer unzerstörbaren Hoffnung, die allein der Heilige Geist schenken kann?
Der Pfarrer von Ars hat in einer ähnlich aussichtslosen, wenn auch äußerlich völlig anderen Situation gelebt. Aufgewachsen unter den schrecklichen Verfolgungen durch die Französische Revolution, als Pfarrer konfrontiert mit einer absoluten Gleichgültigkeit infolge der Zerstörungen religiösen Lebens, hat er seine Unfähigkeit erkannt und Gott wirken lassen. Und Gott hat ihn nicht enttäuscht. Er hat Großes durch ihn gewirkt, bis heute.
Nehmen wir auf die Fürsprache des Heiligen Pfarrers auch unsere eigene Ohnmacht, unsere Unfähigkeit an und überlassen alles dem Vater, der die Kirche auch diesmal aus der Krise herausführen wird zu neuem Glanz zum Heil und Wohl der Menschen für Zeit und Ewigkeit.
26.07.2023 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.247