„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist.“ Lk 12,49f
„Wenn man von einem Gott der Stärke und des Lichts geführt wird, kann man sich nicht täuschen.“ °
Pfr. von Ars
Die Worte des Herrn im heutigen Evangelium sind herausfordernd, geradezu erschütternd. So oft hat Jesus den Frieden Seinen Jüngern zugesprochen. Und nun das Gegenteil! Er ist nicht gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen, sondern Zwietracht. An solchen Worten würden wir uns am liebsten vorbeischleichen und nicht wahrnehmen. Aber dann nehmen wir die Botschaft Jesu eben auch nicht an.
Vor Seinem öffentlichen Auftreten hat Jesus mit Fasten und Gebet vierzig Tage in der Wüste den Versuchungen Satans widerstanden. Nach diesem Sieg ließ der Teufel aber nur bis zu einer bestimmten Zeit von Ihm ab (LK 4,13). Der Kampf gegen Satan ging also weiter und nicht nur im Leben Jesu, sondern genauso im Leben derer, die Ihm nachfolgen wollen. Der Herr will uns den Frieden bringen. Dies ist aber nur möglich nach dem Widerstand gegen den Bösen, der nichts anderes vorhat, als die Menschen von Gott wegzuziehen.
In Freiheit ist jeder eingeladen, sich für Jesus zu entscheiden. Wer diese Einladung in seinem Leben nicht wahrnimmt, wird leben, wie man in der Welt lebt, also nach den Plänen des eigenen Ichs, ohne Blick auf Jesus. Dann empfinden sie andere in der Nachfolge Jesu als lebendigen Vorwurf, auch wenn keine Worte über den Glauben fallen. Nachfolge begründet so Ablehnung, Zwietracht und schlimmstenfalls Hass, weil man sich selbst nicht infrage stellen lassen will. Dies kündigt der Herr an, wenn man sich für Ihn allein entscheidet.
Wir müssen gar nicht auf Länder mit Christenverfolgung schauen. Ein Blick auf die Familien unserer Umgebung bestätigt Jesu Worte nur leider allzu häufig. Da geschieht Ablehnung, einfach nur weil Familienmitglieder den Glauben an Jesus leben. Und wie verhalten wir uns dann?
Der Pfarrer von Ars wurde sehr häufig wegen solcher Konfliktsituationen um Rat gefragt. Wenn Eltern der Berufung ihrer Kinder zu einem geistlichen Leben nicht zugestimmt haben, so hat er meist zum Gehorsam und Gebet geraten, bis die ersehnte Erlaubnis erteilt wurde.
Anders war jedoch sein Rat bei Eugénie Smet, die am 1. November 1853 vor dem Allerheiligsten den Impuls hatte, einen Verein zugunsten der Armen Seelen zu stiften. Nachdem sie sich selber fortwährend mit diesem Gedanken bis 1855 beschäftigt hatte, fragte sie Vianney um Rat, der bei ihr ganz entschieden eine Ausnahme machte. Nach langem Gebet unter Tränen am Allerseelentag 1855 sagte er: „Ja, es ist das ein Werk, das Gott lange schon wünschte.“ Daher gab er den Rat, trotz des Widerstandes der Eltern sofort mit diesem Werk zu beginnen.² Die 1856 gegründete Kongregation der Helferinnen der Seelen im Fegefeuer - Societé des Auxiliatrices des âmes du Purgatoire - ist heute weltweit vertreten.
Oft konnte der Heilige Pfarrer selber im Gebet keine Entscheidung treffen. Gewöhnlich riet er dann zu einer Novene zum Heiligen Geiste oder zum Herzen Mariens.
Dieser Rat hat Allgemeingültigkeit auch für unsere Zeit, und zwar nicht nur bei der Berufungsklärung, sondern generell bei Zwietracht gerade in Glaubensdifferenzen.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Heilige Geist, der in Jesus gesiegt hat, uns nicht im Stich lassen wird: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33). Im Gebet mit dem Heiligen Pfarrer vereint werden auch wir dies erfahren dürfen.
14.07.2025 ih
° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.65
°² Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, S.237f