„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.“ Lk 12, 32
„Ist Vianney fromm? … Verehrt er die liebe Gottesmutter? … Kann er seinen Rosenkranz beten?“ „Ja, er ist ein Muster an Frömmigkeit.“ „Ein Muster an Frömmigkeit!“ „Gut, dann berufe ich ihn. Die Gnade Gottes wird das Übrige tun.“°
Im Blick auf unsere leeren Kirchen selbst an Sonntagen scheinen diese Worte heute für die kleine Gemeinde bestimmt zu sein. Aber Jesu Worte gelten immer für alle und zu allen Zeiten.
Im Leben Jesu können wir auch den Weg der Kirche durch die Zeit ablesen. Seit Jahrhunderten erwartet vom Volk Israel, wird Er in einem Stall geboren, unbeachtet von der Menschenmenge in Betlehem.
Sein öffentliches Auftreten wird mit großer Begeisterung wahrgenommen, so auch in Seiner Heimatstadt Nazaret. Seine Verkündigung beeindruckt. Aber man will sich nicht beeindrucken lassen. Denn das hätte Konsequenzen „Ist das nicht Josefs Sohn?“(Lk4,22) So einfach wenden sich Seine Mitbürger von Ihm ab. Sie beschließen sogar, Ihn vom Abhang des Berges ihrer Stadt hinabzustürzen. Dann hätte man für alle Zeit Ruhe vor dieser aufregenden Botschaft, dass Gottes Heil nicht nur den Israeliten gilt, sondern auch Menschen darüber hinaus wie der Witwe in Sarepta unter Elija und dem Syrer Naaman unter dem Propheten Elischa.
Große Begeisterung löst seine Brotvermehrung aus, bei der fünftausend Männer satt wurden. Einen solchen Mann braucht man als König. Dann hat jeder ausgesorgt (Joh 6,1ff). Jesus wird nicht verstanden und so zieht Er sich wieder auf den Berg zurück, Er allein.
Trotz aller Wunder, die die Menschenmenge begeistert hat, muss der Herr den Schrei hören „Kreuzige ihn, kreuzige ihn“ (Lk 23,21). Auch am Kreuz zieht Er sich zurück in die Gegenwart des Vaters und bittet um Vergebung für Sein Volk, da sie nicht wissen, was sie tun.
Die großen Volksmengen voller Begeisterung wenden sich ab, sobald der Herr den Weg mit ihnen weitergehen will, den Weg aus der Verlorenheit die Sünde in das Reich des Vaters. Auf einem Weg der Bequemlichkeit gibt es kein Zurück in das Paradies.
Der Pfarrer von Ars hatte für die Zulassung seiner Priesterweihe fast nur als einzige Voraussetzung die innige Verbindung mit dem Herrn und Seiner Mutter durch das Gebet und seine asketische Lebensweise. Trochu berichtet, dass Vianney nicht auf die politischen Wirren seiner Zeit durch Napoleon achtete, sondern als Vorbereitung auf die Diakonatsweihe am 23.6.1815 sich eine innere Einsamkeit schuf, aus der auch nicht für einen Augenblick heraustrat.°²
Diese Einheit mit dem Herrn hat Vianney sich ein Leben lang bewahrt und gerade in den vielen Krisen und Anfechtungen immer mehr vertieft.
Die Verbreitung des Evangeliums ist immer abhängig von einzelnen und einer kleinen Gruppe, die sich nach allen Kräften in der Gnade Gottes auf die Botschaft Jesu einlassen. Dazu gehört, allen Ballast abzuwerfen wie Anhänglichkeit an Besitz und alles, was uns bindet, um allein das Herz dem Herrn, der der einzige wahre Schatz ist, zu schenken. Dazu gehört außerdem eine große Wachsamkeit, um auch dann auf den Herrn zu warten, wenn wir Seine Spuren nicht erkennen.
Dieses Evangelium kann unser Herz aufbauen und stärken, besonders dann, wenn wir den Eindruck haben, dass der Herr im Boot der Kirche schläft und wir unterzugehen drohen.
Machen wir uns neu mit dem Pfarrer von Ars ohne Furcht auf den Weg zum Reich Gottes! Der Herr möge uns zeigen, von was wir uns trennen müssen. Er möge uns Wachsamkeit in freudiger Erwartung auf Seine Ankunft schenken.
7.07.2025 ih
° Aus : Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, Dialog des Generalvikars Courbon und Pfr. Balley
S.81
°²ebenda: S.83